Am 22.04.2020 hat der Bundesrat entschieden, beim 5G-Ausbau mehr Vorsorge walten zu lassen und Klarheit zu schaffen. Seit dem Verkauf der 5G-Konzessionen durch den Bund an die Mobilfunkanbieter im 2019 haben sich in der Bevölkerung die Bedenken und die Opposition gegen die neue Technologie auf der Grundlage vieler bisheriger Erkenntnisse gehäuft. Auch wenn die Absicht, die Grenzwerte nicht zu erhöhen, keineswegs ausreichend vor den Risiken schützt, begrüsst frequencia das Signal zugunsten eines nachhaltigen Mobilfunknetzes. Besonders jetzt, wo unsere Gesundheit im Zentrum steht, ist jede Bemühung, die Strahlenbelastung in Schranken zu halten, positiv zu werten.
Gestützt auf Ergebnisse von Testmessungen soll das UVEK eine Vollzugshilfe erarbeiten. Die langjährigen Erfahrungen von unabhängigen Fachleuten und Studien zeigen jedoch, dass die gesundheitlichen Auswirkungen der Strahlenbelastung der letzten 20 Jahren weit unterhalb des geltenden Grenzwerts von 6 V/m stattfinden. Es geht also nicht allein um die Frage, ob Grenzwerte eingehalten werden, sondern unter welcher realen Belastung unsere Gesundheit bereits geschädigt wird. Die Kritik an den bestehenden Grenzwerten ist daher weiterhin nötig, denn diese schützen den Menschen und die Natur nicht vor den biologischen Wirkungen der Mobilfunkstrahlung. Der grosse Protest aus der Bevölkerung ist das Ergebnis der Einsicht, dass leidvolle Erfahrungen im Umfeld von Mobilfunksendeanlagen sowie mit Smartphones und vielen weiteren Strahlungsquellen lange nicht ausreichend ernst genommen wurden. Von der beabsichtigten Schaffung einer umweltmedizinischen Beratungsstelle wird die Bevölkerung erst dann einen Nutzen haben, wenn ein grundsätzliches Umdenken stattfindet.
Nachhaltiges Mobilfunknetz
Es ist begrüssenswert, dass das UVEK die Arbeiten zur Beantwortung des Postulats 19.4043 Häberli-Koller «Nachhaltiges Mobilfunknetz» rasch vorantreiben und der Bundesrat bis Ende 2021 einen Bericht über die Möglichkeiten zur nachhaltigen Ausgestaltung der Mobilfunknetze vorlegen will. Bisher verschlossen Behörden und Mobilfunkbetreiber die Augen vor Entwicklungen und Massnahmen für eine strahlungsarme und energiesparende Mobilfunkversorgung. Im Hinblick
auf die Gesundheit der Bevölkerung bzw. der Kundschaft sollen sie unverzüglich mit der Verwirklichung eines strahlungsminimierenden Konzepts mit getrennter Versorgung zwischen Innen- und Aussenraum beginnen. Mit einem Glasfasernetz bis in alle Haushalte (FTTH; Fiber to the Home) lässt sich die Effizienz unserer Kommunikationsmittel weiter verbessern und unsere Strahlenbelastung erheblich reduzieren.